Lockdown, Curfew, Ausgangssperre, Sperrstunde
Seit Wochen werden wir damit konfrontiert. Zu Anfang war die Unsicherheit groß. Keiner wusste, was auf einen zukommen würde. Aber langsam sind wir in eine Quarantänenormalität hineingerutscht.
Mittlerweile haben wir Woche 6 erreicht und geraten in Gefahr, zu „verloddern“. Ein Gutes hat es, wir können kaum Geld ausgeben. Auch die Anhäufung von Schmutzwäsche hält sich in Grenzen, man braucht nicht viel, wenn man sozusagen an Bord gefangen ist und nur ab und an zu Land fährt. Aber wir vermissen den sozialen Kontakt. Nur ab und zu vom Dingi aus mit Seglern zu sprechen, ist auf Dauer einfach zu wenig. Dazu kommt natürlich auch die Einschränkung der Bewegung. Von Bord aus schwimmen, für einige ist das ein Traum. Ich bin jetzt nicht die Wasserratte, ich bin eher ein Läufer/Geher. Und da schaue ich dann doch mit etwas Neid auf unsere Freunde in Deutschland, die wenigstens in den Wäldern ohne Zeitlimit spazieren gehen können.
Die Auflagen haben sich während der letzten Wochen ab und an geändert. Gelockert wurde nichts, eher wurden die Auflagen verschärft. Sperrstunde zwischen 20°° und 5 Uhr, kein Segeln zwischen den Ankerplätzen. Das Schiff hat zu bleiben, wo es ist. Seit gestern wurde auch noch einmal darauf hingewiesen, dass jeglicher Wassersport außer kleine Runden ums Boot schwimmen untersagt ist. Wir brauchen nicht erwähnen, dass natürlich alle Bekanntmachungen auf Französisch geschrieben sind. Dies kommt für uns als „französischresitente“ Segler erschwerend hinzu.
Diese Veröffentlichungen werden auch auf der Facebookseite der Gruppe Martinique Cruisers Information gepostet – und wenigstens zum größten Teil von Seglern ins Englische übersetzt. Von dort holen wir uns viele Informationen und auch von einem sehr rührigen Seglernetz auf VHF (mobiler Seefunkdienst auf UKW). 3 x die Woche findet dieses Netz um 8.30 auf Kanal 8 statt. Dieses Netz wird zweisprachig geführt. Es ist für uns die Quelle an Informationen überhaupt. Welche Regelungen sind neu, was bedeuten sie für uns, man kann bei Problemen an Bord um Hilfe bitten. Solche Netze auf VHF Radio gibt es an vielen Orten, an denen sich besonders viele Segler tummeln. Meist dauern sie um die 30 Minuten. Hier hatten wir den absoluten Rekord von 2 Stunden! Gerade am Anfang der ganzen Restriktionen tauchten immer wieder Fragen auf. Jetzt hat sich das wieder auf ein Normalmaß reduziert.
2 dieser am Netz beteiligten Segler wohnen in Le Marin und haben Kontakte zu den Behörden. Durch sie wurde zum Beispiel das Wasserproblem hier auf dem Ankerplatz in St. Anne gelöst. Viele Schiffe haben keinen Wassermacher an Bord und müssen entweder an Land per Kanister Wasser besorgen (war in St. Anne nicht möglich) oder aber mit dem Schiff in die Marina nach Le Marin fahren um dort aufzutanken. Vor zwei Wochen wurde nun extra für uns eine Wasserleitung zum Dingidock gelegt. Das finden wir schon eine tolle Geste.
Das VHF Radio dient als Notrufsender, für Schiff-Schiff Verkehr, Wetterberichte und nautische Warnnachrichten, bzw. Schiffsrelevante Nachrichten. In den letzten Wochen hat sich das etwas geändert. So gibt es jetzt hier auf St. Anne sonntags einen Gottesdienst, welcher von Seglern organisiert wird. Auf anderen Ankerplätzen gibt es eine „Happy Hour“ mit Social Live und Gewinnspielen, welche über Facebook und YouTube organisiert wird. Und manchmal hören wir von anderen Schiffen Livemusik zu uns hinüberschallen. Man wird hier sehr erfinderisch und versucht, die Wartezeit so gut es geht, zu überbrücken.