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Tag: 24. Juli 2020

Nazaré – werden wir etwa sesshaft?

Nazaré – werden wir etwa sesshaft?

Mit dem Auto unterwegs – Santaré

Dody hat ein Auto. Das ist schön. Nur können wir ja nicht alle Naslang fragen, ob sie uns irgendwo hin fährt. Wir wollen auch eins! Und so schwer ist es dann gar nicht, in Portugal ein Auto zu bekommen, wenn man denn weiß, was man alles zu beachten hat. Viel ist es eigentlich nicht. Als erstes gehen wir zum Finanzamt und holen uns eine Steuernummer. Das ist kostenlos. Erste Hürde geschafft. Jetzt fehlt das Auto. Online gibt es zwei Seiten so ähnlich wie Ebay Kleinanzeigen (olx.pt und custojusto.pt). Dort melden wir uns an und schwupps, erhalten wir schon mal eine Auswahl an Fahrzeugen.

Die Kontaktaufnahme der Käufer erweist sich dann aber doch etwas schwierig. Ich schreibe und frage nach – auf Portugiesisch, dank Deepl Übersetzer. Nur, eine Antwort kommt selten. Anrufen können wir vergessen, portugiesisch können wir nicht. Außerdem merken wir schnell, dass es für die Autosuche auch besser wäre, eben ein Auto zu haben, um zu den einzelnen Leuten fahren zu können. Also muss ein Leihwagen her. Wir finden einen Anbieter in Nazaré und kurz darauf fahren wir zu einem Händler nach Benedito, 30 km entfernt. Er hatte ein passendes Fahrzeug online eingestellt.

Das einzige Problem: er kann kein Wort Englisch. Also kommt wieder Deepl Übersetzer dran, ab und zu wird sein Schwiegersohn per Handy angerufen, der kann englisch und wir setzen Dody ein. Ein paar Stunden später sind wir stolze Besitzer eines 20 Jahre alten Ford Focus. Etwas Papierkrieg ist dabei, aber nicht viel. Einen richtigen Kaufvertrag gibt es hier nicht. Eher so eine Art Besitzerbescheinigung. Der Händler hat das von offizieller Stelle bestätigen lassen und so circa in 3 bis 4 Wochen sollen wir vom Amt dann den Fahrzeugschein per Post erhalten. Das mit dem TÜV läuft auch anders. Jedes Jahr muss das Fahrzeug hin. Wir haben Glück, unser Wagen war gerade da gewesen. Und auch die Fahrzeugsteuer ist schon für ein Jahr bezahlt. Das ist nicht besitzerbezogen, sondern fahrzeugbezogen. Soll auch nicht teuer sein, so um die 30 Euro.

Jetzt fehlt ja nur noch die Autoversicherung. Dody hat für uns in Nazaré bei ihrer Versicherung nachgefragt. Dort würde es 270 Euro im Jahr kosten. Der Händler ruft vor Ort einige Versicherungen an und findet eine, die uns für 230 Euro Teilkasko versichert. Und er fährt uns sogar hin. Mit unserem Auto, das wir zwar noch nicht bezahlt haben, aber auch noch nicht versichert ist. Hier in Portugal ist es wohl nicht unüblich, wir hätten mit dem Wagen auch nach Nazaré fahren können und dort die Versicherung abschließen können. Rote Nummern wie in Deutschland sind hier unbekannt. Nachdem diese letzte Hürde genommen ist, sind wir jetzt endgültig nach 5 Jahren mal wieder Besitzer eines Fahrzeuges.

Es ist für uns einfach einfacher. Teilweise sind die Wege hier leider etwas weiter. Dazu kommt, dass wir wohl einige Monate, wenn nicht sogar ein Jahr in Portugal bleiben. Wir wissen es einfach noch nicht. Fest steht aber, dass wir mit dem Wagen nach DE fahren werden. Wir können das Schiff etwas mehr entrümpeln und auf dem Wege zurück können wir den Wagen mit ganz vielen Köstlichkeiten beladen.

Nazaré

Nazaré

08.07.20 Nazaré

Sind wir wirklich schon 1 Woche hier? Gott, vergeht die Zeit.

Portugal Nazaré Hafen

Nazaré gefällt uns. Es ist ein kleiner, touristischer Ort, nur zurzeit ohne die Massen an ausländischen Touristen. Nazaré hat nur etwa 10000 Einwohner, kommt uns aber irgendwie größer vor. Wahrscheinlich, weil der Ort aus einer Ober- und Unterstadt besteht und so größer wirkt.

Das Erste, was uns bei der Ankunft aufgefallen ist, ist der Strand. Links und rechts von Nazaré gibt es kilometerlange, weiße Strände. Wegen der Brandung ist es nicht unbedingt ein Badeparadies aber dafür umso mehr für Wellensurfer. Vor einigen Jahren wurde hier eine Welle von sage und schreibe 30 Metern Höhe gemessen. Dabei ist Nazaré erst seit ungefähr 2010 als Surfparadies ins Gerede gekommen, als DER Surfer McNamara Nazaré besuchte. Die gewaltigen Wellen, die im Herbst bzw. Frühjahr entstehen, werden durch einen Unterwassercanyon erzeugt

Nazaré, die Unterstadt, hat eine tolle Strandpromenade. Natürlich mit vielen Souvenirshops, Bars und Restaurants. Sehr oft sehen wir ältere Frauen, die am Gehweg sitzen und ein Schild in die Höhe halten: Wohnungen zu vermieten. Und das gleich in verschiedenen Sprachen. Die vielen Seitenstraßen sind schmal und auch dort finden wir immer wieder nette Lokale und Cafés, sogenannte Pastelarien. Die gibt es wahrlich wie den Sand am Meer. Es ist schön, draußen zu sitzen, einen Milchcafé der Espresso zu schlürfen und dabei die Passanten zu beobachten. Und dazu vielleicht noch ein leckeres Vanilletörtchen? Einfach lecker und hier auch endlich mal wieder bezahlbar.  Dann natürlich die Restaurants. Wir haben Nachholbedarf und haben schon einiges ausprobiert. Preise unter 10 Euro ein Gericht und bisher was alles megalecker.

In den kleinen Seitenstraßen gibt es natürlich nicht nur Bars, sondern auch Apartments, Mietwohnungen, Ferienwohnungen. Nicht selten steht unten auf der Straße ein kleiner Grill. Wo soll der arme Portugiese auch sein Mittagessen grillen, wenn kein Balkon vorhanden ist. Und manchmal stolpert man sozusagen über ein Gestell mit Fisch, welcher zum Trocknen in der Gasse steht.

Warum haben wir eigentlich Nazaré als Anlaufhafen gewählt? Schon vor Monaten haben wir nach einem Liegeplatz für unsere Tanamera gesucht. Nicht so einfach in der Covid 19 Zeit. Die Kanaren wollten wir vorerst nicht anlaufen, uns schwebte das Festland vor. Und da dachten wir natürlich erst einmal an die Algarve. Lagos, Faro, Portimao. Alles hörte sich gut an, bis wir uns nach Marinepreisen erkundigten. Bis Oktober, also in der Hochsaison, hätten wir für unser kleines Schiffchen pro Monat 900 Euro berappen müssen!! Ja, kein Scherz. Absolut nicht tragbar und so suchten wir nach Ausweichmöglichkeiten. Wolfgang fragte im TO Forum nach, ob nicht jemand einen Geheimtipp hätte. Tja, und da kam halt Dody ins Spiel. Sie schwärmte uns von Nazaré vor. Nachdem wir dann das Angebot der Marina erhielten (430 Euro in der Hochsaison) war für uns alles klar. Gen Süden können wir immer noch.

Die ersten Tage kommen wir kaum zum Luftholen. Dody nimmt uns unter ihre Fittiche. Da sie hier schon ein paar Jahre ihr Schiff in der Werft renoviert (tongabonds.com) kennt sie sich hier aus, kann fließend Portugiesisch. Wir schauen uns als erstes natürlich die Werft an, fragen nach einem Sliptermin. Alles macht einen guten Eindruck, schnell steht fest, dass wir hier das Schiff überholen werden.

Dann kommt natürlich die obligatorische Fahrt zum Supermarkt, Bauhaus, Mediamarkt, Aldi, Lidl. Ein Schlaraffenland. Nur eben anstrengend für uns. Nach so langer Zeit der Inaktivität von 0 auf 100, das kostet Kraft, dazu die vielen neuen Eindrücke. Aber es macht Spaß. Zwischendurch wird ja auch mal eine Pause gemacht, ein Café oder ein Bier getrunken. So schaffen wir in der ersten Woche schon verdammt viel. Wir wissen, wo wir die Jotun Farbe für unser Schiff herbekommen, haben die Telefonnummer eines Segelmachers, der allerdings in Lissabon sitzt und ein paar Onlinebestellungen sind auch schon raus.

Manuelle Segelwaschanlage
Portugal Nazaré – und noch mal Strand……