Karibik – Portugal 1. Teil

Karibik – Portugal 1. Teil

29.05.20 Freitag,  St. Martin, Karibik – Portugal

Ich mach es mir diesmal etwas einfach. Unterwegs habe ich täglich Notizen über die Fahrt gemacht, etwas überarbeitet kommen diese Notizen jetzt in den Blog.

8.00: ich bin schon länger wach. Hab schlecht geschlafen. Einmal, weil die Vorschiffsluke durch das auf dem Vorschiff verstaute Dingi nicht auf sein konnte. Der Lüfter lief auf Hochtouren, verwirbelte aber nur warme Luft.

Um 9.00 lichten wir den Anker  und ab geht es Richtung Azoren.
Wir motoren nicht lange, dann kommt etwas Wind auf. So um die 10 bis 12 Knoten. Wir laufen relativ hoch am Wind, um die 50 Grad. Fast direkt auf die Azoren zu. Aber das wird sich noch ändern, wenn der Wind wieder mehr auf Ost dreht.

Es ist sauheiß (gute 30°). Ich hab mir ein nasses Handtuch um den Hals gelegt, das kühlt etwas. Über das Cockpit haben wir provisorisch einen Sonnenschutz befestigt. Sonst wäre es überhaupt nicht auszuhalten.  Die nächsten Tage werden noch lustig werden, auch drinnen beim Schlafen. Zwei andere Segler sind heute auch los. Einer hat uns schon überholt. Sonst ist nicht viel los. Zum Abschied von St. Martin begleiteten uns Delfine.
Zu Mittag gab es Frikadellen und Karotten.

30.05. Samstag

Die Nacht war wenigstens kühl. Chris (Chris Parker www.mwxc.com)  hat gestern Abend gesagt (Wetter erhalten wir einmal täglich via SSB), dass wir uns nördlicher halten sollen und versuchen sollen, bis Dienstag 27 Grad zu erreichen. Das halten wir für nicht durchführbar. Jetzt schon Diesel zu verbraten und dann noch nicht mal sicher zu sein, für wie lange wir da oben Wind haben?
Meist laufen wir um die 4 Knoten. Heute Morgen haben wir den Blister gesetzt. Der Wind kommt dafür eigentlich etwas zu sehr von der Seite, raumer Wind wäre erheblich schöner, aber wir kommen jetzt etwas schneller voran. Hinter uns segelt Gerry, ein Englischer Einhandsegler (im wahrsten Sinne des Wortes. Hab später über seine Ankunft in England gelesen. Einarmig über den Atlantik. Respekt.). Heute sollen wir eigentlich noch gute 15 Knoten Wind bekommen. Mal sehen, wann und ob wir den bekommen.
Tja, bis jetzt hatten wir die 15 Knoten für eine Sekunde. Meist haben wir um die 10 Knoten. Der Blister ist auch wieder unten. Segeln unter Genua und Groß mit halbem Wind.
Zu Mittag gab es Frikadellen und Karotten.

Sonntag 31.05.

Vor uns ist jetzt gerade eine Dunkle Wolkenwand, die aber vorbeizieht. Allerdings dümpeln wir gerade mit 2,8 Knoten vor uns hin. Kommen schon in einen Geschwindigkeitsrausch wenn die Logge mal 3,5 kn zeigt.
Etmal: 89 Meilen
Mittag: Avocado Spagetti
20.00: haben seit ein paar Stunden 11 bis 12 Knoten Wind und laufen um die 4,5 Knoten. das kann so bleiben. Zum Abendbrot hat Wolfgang überbackenes Brot gemacht. War lecker.

Montag 01.06.

Seit gestern spätnachmittag läuft es gut. Wir haben Wind aus SE, ca. 11 Knoten. Teilweise laufen wir sogar 4,5 Knoten. Jetzt gerade gegen 10°° haben wir wieder den Blister gesetzt. Der Wind kommt etwas mehr aus SE-SSE. Der Wind hat leicht abgenommen, bzw. ist leicht böig. Aber wir kommen einigermaßen voran. Pro Tag schaffen wir im Durchschnitt bis jetzt 100 Meilen. Also müssten wir in 20 Tagen auf den Azoren ankommen.
11.20. Das war´s mit dem Blister. In Sekundenschnelle hatten wir 17 Knoten Wind und es machte ratsch. So ein Schrott. Wahrscheinlich hätten wir schneller reagieren sollen, oder auch den Blister flattern lassen, doch in dem Moment sahen wir nur fasziniert auf die Windanzeige.  Aber hinterher ist man immer klüger. Auch jetzt weht es zwischen 12 und 18 Knoten. Der Wind ist immer noch sehr unbeständig.
Etmal: 100 sm
Mittag: Bratkartoffeln
Vorsegel ausgebaumt, Groß geborgen. Scheuerstellen am oberen Ende entdeckt. Müssen geklebt werden. Laufen jetzt auch nur gerade mal 2,7 Knoten bei 8,7 Knoten Wind.
Zum Abendbrot überbackenes Brot

Dienstag 02.06.

01.20 Segel weggenommen und Motor angeschmissen. Lt. Chris sollen wir erst morgen Abend wieder Wind bekommen.
Kaum Wind. Haben das Groß wieder gesetzt aber es hilft kaum. Kurs auf 60 Grad geändert. Wolfgang hat ausgerechnet, dass wir ansonsten zu schnell auf 27 Grad landen und dort soll Anfang nächster Woche eine starke Front vorbeiziehen.
Etmal: 88,6
Mittag: Frikadellen mit Klößen, Soße und Karotten

Mittwoch 03.06.

Hatte eine Scheißnacht. Meine Seite tut höllisch weh (hab mir mal wieder eine Prellung eingefangen, keine Ahnung, wie ich das immer schaffe), der Wind ist weg, motoren tun wir auch nur mit 3 bis 3,5 kn. Haben Gegenströmung mit gut einem Knoten. Das ist schon sehr frustrierend.

Chris hat uns bis Donnerstag keinen Wind versprochen und nun? Wir haben bis 20 kn NE Wind!! Jetzt haben wir die Fock gerefft und das Groß 1 x gerefft.
Laufen fleißig gen Norden obwohl wir so wie ich das verstanden habe nicht vor Mittwoch auf 27 Grad sein sollen wegen einer heftigen Front.
Mittag: fällt aus. Wolfgang macht gerade eine Scheibe Brot.

Scheißwetter. Umgeben von Squalls. Verbindung zu Chris war mies. Sollen weiter gen Norden. Wind schläft teilweise ein. Konfuse See.

Wind ist wieder da und Squalls, Wetterleuchten und Gewitter. Wir konnten uns bisher drum herummogeln. Schnell sind wir durch die gerefften Segel auch nicht.

St Martin – Portugal


Donnerstag 4.06.

Die zweite Nachthälfte verläuft etwas besser. Jetzt laufen wir ca. 4 Knoten Richtung 20 Grad. Mal mehr, mal weniger. Aber Lust zum Segeln habe ich nicht. Am Ankerplatz schmiede ich immer Pläne, aber da vergesse ich dann dabei, wie wenig ich das segeln (Langstrecken) eigentlich selbst mag.
Etmal 83,7 sm
Mittag: Spagetti, Salatgurken musste ich entsorgen, waren bitter
Läuft zu Zeit ganz gut. Laufen um die 4 bis 4,5. Wollen hoffen, dass es noch so bleibt.

Freitag 05.06.

12.00 Etmal 87,5
Mittag: Chili mit Reis

Gott, ist das zäh. Etmale um die 85 Meilen und es sind noch 1830 Meilen auf direktem Weg zu den Azoren. Machen jetzt gerade mal 3 Knoten. Wenigstens ist die See ruhig und die angekündigte Front soll wohl erst Montag kommen. Morgen soll es wohl kaum Wind geben und dann endlich mal Südwind.

06.06. Samstag

Der Wind ist gerade wieder eingeschlafen. 8 Knoten noch. Motoren jetzt gen Osten. Dann, bei 11 Knoten Wind segeln wir wieder.


Sonntag 07.06.


Etmal: 95,8 sm
Mittag: Kartoffelstampf mit Spiegelei

Wind kommt jetzt aus Süd mit 12 bis 15 Knoten. Laufen gen Osten mit 4 bis 5 Knoten.

Gerade hatten wir über Schiffsbegegnungen und deren Wahrscheinlichkeit  hier mitten auf dem Atlantik gesprochen, da poppt doch plötzlich ein AIS Signal nördlich von uns auf und im gleichen Augenblick sehe ich ein weißes Segel, 4 sm entfernt.

Atlantik -St Martin – Portugal


Montag 08.06.

Etmal 107,5
Mittag: Reis mit Hack und prov. Gemüse.

Läuft ganz gut. Segeln immer noch gen Osten.

Dienstag 09.06.

Wie Chris vorhergesagt hatte blies es ganz gut über Nacht. Wir hatten bis 21 Knoten. Liefen um die 6,5 Knoten. Heute Morgen kamen dann Squalls. Darin war nicht allzu viel Wind, aber die Squalls haben alles platt gemacht, dümpelten vor uns hin, da der Wind erst gedreht hat und zum Schluss ganz eingeschlafen ist. Der Spuk dauert ungefähr eine Stunde, dann bekommen wir wieder Segelwind.


Etmal 110
Mittag: Clamchowder

Der Wind frischt langsam wieder auf. Haben das Groß 2x gerefft und die Fock stark eingerollt.
Wie Chris uns schon vorgewarnt hat, wird es arg ruppig. 25 Knoten in Böen 31 Knoten. Man kann schon nicht mehr von vereinzelten Squalls reden, es ist eine endlose Kette, eine Dauerbeschallung sozusagen. Normalerweise würden wir beidrehen, aber wir müssen Ost machen. Außerdem würden wir, wenn wir beidrehen, gen Norden driften und da sind die Bedingungen im Trog noch ärger.
Gegen Mitternacht taucht hinter uns ein Licht auf. Ein Frachter? Nein, ein Segler und bald darauf sehen wir einen zweiten Segler, beides Franzosen. Die segeln beide um die 70 Grad wir sind auf 50 abgefallen, damit das Schiff ruhiger in den Wellen läuft.

Mittwoch 10.06.

Auch Wolfgang hat die Nase voll. Es reicht langsam. Wir sagen uns immer: irgendwann muss es doch vorbei sein.
Seit Stunden regnet es in Strömen und der Wind pfeift. Das Seerelingskleid  hat sich auf der Backbordseite durch eine Welle losgerissen. Wolfgang zurrt es erst einmal provisorisch an der Reling fest.
Wolfgang meint, dass wir so viel Wind haben ist kein Wunder, denn jeder unserer Freunde hat uns auf meine letzte Mail Wind gewünscht. Kumuliert haben wir jetzt den Salat.

Etmal 141

Der Wind hat wieder zugenommen. 30 Knoten. Normal ist das nicht mehr. Mussten das Groß runternehmen. Ein kleines Stück Naht ist aufgegangen. Zum Glück habe ich das rechtzeitig gesehen. Fragt sich nur, wann ich das bei dem Scheißwetter nähen soll. Laufen jetzt nur mit kleiner Fock.
Wind lässt nach dem Mittag nach. Jetzt haben wir eine elendige Schaukelei. Meine Mittagsstunde fällt kurz aus. Dafür gehe ich nach vorne und repariere das Groß. Auch eine Herausforderung. Aber es klappt. Nach zwei Stunden steht das Groß wieder und wir laufen etwas besser.

Ich muss nicht noch erwähnen, dass das Leben an Bord bei den Bedingungen (konstante Schräglage um die 20 °) nicht gerade angenehm ist. Das andauernde Abstützen ermüdet. Seit Tagen gibt es nur eine Katzenwäsche. Sobald es mal nicht ganz so schaukelt brauchen wir unbedingt eine Dusche und auch Haare waschen wäre mal wieder schön. Im Boot selbst sieht es langsam auch wie auf einem Schlachtfeld aus. Und wo kommt eigentlich der ganze Staub her?


Jetzt hat sich nördlich von uns eine große Gewitterzelle gebildet, die den Wind durcheinander bringt. 11 Knoten, wir dümpeln mehr als das wir vorankommen. Schließlich mache ich den Motor an schon alleine um den Gewitterzellen, die uns von hinten doch etwas auf die Pelle rücken, davonzulaufen. Es ist wie auf einer Perlenschnur, eine nach der anderen zieht hinter uns vorbei. Zum Glück hinter uns. Es rummelt ganz gut und einmal krachte es hinter uns so laut, das wir beide zusammenzuckten.
Ein Segler ist hinter uns aufgetaucht. Das ist jetzt der 4. mitten auf dem Atlantik.

Donnerstag 11.06.

Was für ein Scheiß. Immer noch Squalls. Die Windanzeige hüpft von 20 kn auf 30 kn in Sekunden und wenn ich mich nicht arg verguckt habe, hatte ich einmal um die 40. Heute Morgen sollen wir aber endlich aus diesem Trog raus sein. Hoffentlich hat Chris diesmal Recht.
Es bläst weiter. Jetzt hat es sich auf 27 bis 31 eingependelt. Im Osten sehe ich eine echt komische Wolkenwand, die sich von Süd nach Ost erstreckt. Hoch aufgetürmt, wie eine dicke Wand. Sieht irgendwie schön aber auch beängstigend aus. Vorsichtshalber nehmen wir das Groß runter. In der Wolkenwand ist zum Glück aber nur Regen.
Jetzt, um 9.30, ist der Wind endlich runtergegangen auf etwa 16 kn. Das Groß ist wieder oben, die Fock ausgerollt. Wenn es so bleibt, reffen wir auch das Groß noch komplett aus.

Etmal 110

Es regnet, seit über zwei Stunden!

Mittag: Spagetti
Sollte es auflockern? Voraus sieht es heller aus

Freitag 12.06.

Seit gestern haben wir Wind um 15-18 Knoten. Segeln immer noch hoch am Wind, kommen aber recht gut voran. Segeln jetzt um die 40 Grad. Lt. Chris sollen wir auf 40 Grad Nord hoch, damit wir SW Wind kriegen. Laut meiner Hochrechnung brauchen wir jetzt bestimmt 4 Wochen!

Etmal 108
Mittag: Kassler u. Bohnen

Haben alles ausgerefft. Laufen 4 Knoten. 35 Grad

Samstag 13.06.

Etmal 101
Mittag Pizza

Läuft ganz gut. Geht jetzt vorwiegend nach Norden mit 4 Knoten. In der Nacht hatten wir einige Squalls, aber nicht über 20 kn.

Sonntag 14.06.

Bootskoller. Ich mag und will nicht mehr. Langstrecken sind für mich vorbei. Wenn ich bedenke, dass wir noch mindestens zwei Wochen vor uns haben und dann noch einmal ne Woche zum Festland. Nein, wo ist der nächste Frachter, ich streck schon mal den Daumen raus.

St Martin – Portugal

Jetzt dödeln wir gen NNW. Habe gestern Abend gesehen, dass wir in 4 Tagen in Neufundland wären, das ist um die Hälfte dichter als zu den Azoren. Mist auch, dass Kanada die Grenzen nicht auf hat.
Stimmung mies. Wetter auch.

Etmal 107
Mittag Bratkartoffeln

Montag 15.06.
Was für eine bumpige Nacht. Die Wellen waren kurz und ekelig. Dadurch habe ich schlecht geschlafen und bin verspannt und habe leichte Kopfschmerzen.

Mittag Gulasch Knödel u. Bohnen
Etmal 98
Der Wind hat jetzt auf Ost gedreht und wir laufen jetzt 30 Grad. Haben nur leider mal wieder Strömung gegen uns.


Segelreparatur die 2.
Segelreparatur die 2.
Gut, dass wir eine Anleitung für die Bootsmannsnaht dabeihaben
der Flicken ist doch kaum zu sehen, oder?
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