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Schlagwort: Martinique

Beamtenwillkür??

Beamtenwillkür??

So kann man das nur nennen. Bisher haben wir alles ohne Murren und Klagen hinter uns gebracht, die Regeln strikt eingehalten. Doch jetzt reicht es! Aber ich fange mal von vorne an.

Vor ein paar Tagen hat ein bekanntes, deutsches Schiff, nach der Genehmigung gefragt, St. Martin anlaufen zu dürfen. Alles klappte flott, der zuständige Beamte auf St. Martin antwortete denen sogar auf Deutsch und letzten Sonntag sind sie dort eingetroffen.

Heute habe ich das GLEICHE gemacht. Also einmal Crossag, Fort de France, sowie den zuständigen Beamten  in St. Martin angeschrieben. Unsere Personalien, Schiffsdaten und den Grund, warum wir nach St. Martin wollen, angegeben. Als Grund haben wir Ersatzteilbeschaffung und das Schiff für die Atlantiküberquerung vorzubereiten, aufgeführt. Genau das Gleiche haben unsere Bekannten auch angegeben. Nur: kurze Zeit später kommt die Antwort von der Immigration St. Martin (auf Englisch): nein, wir dürfen nicht, nur bei besonderen Gründen und Teile beschaffen gehört nicht dazu. Da die Läden auf Martinique und hier in Le Marin auf sind, können wir das ebenso gut hier erledigen. Wir fassen es nicht.

Jetzt entwickelt sich ein reger Schriftverkehr. Wir erwähnen jetzt doch die Pakete, die  auf St. Martin auf uns warten. Welche Pakete, Nachweis bitte. Gut, wir schicken die Rechnung. Antwort: das betrifft aber die USA. Wir: stimmt, aber die Lieferadresse ist eine Cargo Ship Adresse, von dort wird es weitergeleitet. Antwort: bitte Beweis schicken, wo bzw. bei wem das Paket liegt. Was muss er für schlechte Erfahrungen mit Seglern gemacht haben, dass er diese ganzen Nachweise anfordert. Oder hatte er vielleicht nur ein verdammt schlechtes Wochenende? Oder lässt er nur ein deutsches Schiff pro Woche nach St. Martin? Jetzt sind wir dabei, unseren Freund, bei dem die Pakete sind, zu erreichen. Kein einfaches Unterfangen, denn er ist ziemlich im Stress. Unsere Abfahrt für diese Woche haben wir uns aber schon einmal abgeschminkt.

Ach ja, eine Sache ist vielleicht noch erwähnenswert. Als Antwort haben wir auch bekommen, dass wir doch zum Ende der Ausgangssperre  nach St. Martin kommen könnten. Wo ist denn da die Logik? Wenn wir vorher dort ankommen, sind wir eh zwei Wochen in Quarantäne und genau das Gleiche passiert auch, wenn wir nach dem 11.05. dort eintreffen. Nur, dass sich bei uns alles noch weiter nach hinten verzögert.  Außerdem wollten wir gerade das vermeiden. Alle dürfen dann endlich ohne Zettel an Land, nur wir dürfen noch 2 Wochen an Bord hocken. Zurzeit ist die Stimmung, wenigstens bei mir auf dem absoluten Tiefpunkt.

Lockdown, Curfew, Ausgangssperre, Sperrstunde

Lockdown, Curfew, Ausgangssperre, Sperrstunde

Seit Wochen werden wir damit konfrontiert. Zu Anfang war die Unsicherheit groß. Keiner wusste, was auf einen zukommen würde. Aber langsam sind wir in eine Quarantänenormalität hineingerutscht.

Mittlerweile haben wir Woche 6 erreicht und geraten in Gefahr, zu „verloddern“. Ein Gutes hat es, wir können kaum Geld ausgeben. Auch die Anhäufung von Schmutzwäsche hält sich in Grenzen, man braucht nicht viel, wenn man sozusagen an Bord gefangen ist und nur ab und an zu Land fährt. Aber wir vermissen den sozialen Kontakt. Nur ab und zu vom Dingi aus mit Seglern zu sprechen, ist auf Dauer einfach zu wenig. Dazu kommt natürlich auch die Einschränkung der Bewegung. Von Bord aus schwimmen, für einige ist das ein Traum. Ich bin jetzt nicht die Wasserratte, ich bin eher ein Läufer/Geher. Und da schaue ich dann doch mit etwas Neid auf unsere Freunde in Deutschland, die wenigstens in den Wäldern ohne Zeitlimit spazieren gehen können.

Die Auflagen haben sich während der letzten Wochen ab und an geändert. Gelockert wurde nichts, eher wurden die Auflagen verschärft. Sperrstunde zwischen 20°° und 5 Uhr, kein Segeln zwischen den Ankerplätzen. Das Schiff hat zu bleiben, wo es ist. Seit gestern wurde auch noch einmal darauf hingewiesen, dass jeglicher Wassersport außer kleine Runden ums Boot schwimmen untersagt ist. Wir brauchen nicht erwähnen, dass natürlich alle Bekanntmachungen auf Französisch geschrieben sind. Dies kommt für uns als „französischresitente“ Segler erschwerend hinzu.

Diese Veröffentlichungen werden auch auf der Facebookseite der Gruppe Martinique Cruisers Information gepostet – und wenigstens zum größten Teil von Seglern ins Englische übersetzt. Von dort holen wir uns viele Informationen und auch von einem sehr rührigen Seglernetz auf VHF (mobiler Seefunkdienst auf UKW). 3 x die Woche findet dieses Netz um 8.30 auf Kanal 8 statt. Dieses Netz wird zweisprachig geführt. Es ist für uns die Quelle an Informationen überhaupt. Welche Regelungen sind neu, was bedeuten sie für uns, man kann bei Problemen an Bord um Hilfe bitten. Solche Netze auf VHF Radio gibt es an vielen Orten, an denen sich besonders viele Segler tummeln. Meist dauern sie um die 30 Minuten. Hier hatten wir den absoluten Rekord von 2 Stunden! Gerade am Anfang der ganzen Restriktionen tauchten immer wieder Fragen auf. Jetzt hat sich das wieder auf ein Normalmaß reduziert.

2 dieser am Netz beteiligten Segler wohnen in Le Marin und haben Kontakte zu den Behörden. Durch sie wurde zum Beispiel das Wasserproblem hier auf dem Ankerplatz in St. Anne gelöst. Viele Schiffe haben keinen Wassermacher an Bord und müssen entweder an Land per Kanister Wasser besorgen (war in St. Anne nicht möglich) oder aber mit dem Schiff in die Marina nach Le Marin fahren um dort aufzutanken. Vor zwei Wochen wurde nun extra für uns eine Wasserleitung zum Dingidock gelegt. Das finden wir schon eine tolle Geste.

Das VHF Radio dient als Notrufsender,  für Schiff-Schiff Verkehr, Wetterberichte und nautische Warnnachrichten,  bzw. Schiffsrelevante Nachrichten. In den letzten Wochen hat sich das etwas geändert. So gibt es jetzt hier auf St. Anne sonntags einen Gottesdienst, welcher von Seglern organisiert wird. Auf anderen Ankerplätzen gibt es eine „Happy Hour“ mit Social Live und Gewinnspielen, welche über Facebook und YouTube organisiert wird. Und manchmal hören wir von anderen Schiffen Livemusik zu uns hinüberschallen. Man wird hier sehr erfinderisch und versucht, die Wartezeit so gut es geht, zu überbrücken.