Werfttermin! – Werfttermin?
Nazaré ist ein Fischereihafen. Auf der Südseite sind ein paar Stege für Segler, bzw. Motorboote und auf der Nordseite befindet sich die eigentliche Marina. Wobei das Wort Marina falsch ist, denn es handelt sich um den Club Naval da Nazaré, ein Segelverein, der ein paar Liegeplätze für Besucher zur Verfügung stellt (in der Hauptsaison 133 Euro die Woche, 436 Euro per Monat, in der Nebensaison 305 Euro per Monat für ein 10 Meter Schiff).
Auf der Südseite befindet sich eine Werft der Docapesca. Dort waren wir gleich nach unserer Ankunft und hatten uns den Betrieb angeschaut und auch mit Alberto wegen einem Slip Termin gesprochen. Ja, Anfang August sollte es kein Problem sein. Wir hätten auf das Wort sollte hören sollen.
Es ist eine sehr betriebsame Werft. Auf dem Gelände gibt es Boat Marine (Zubehör und Verkauf von Motorbooten) Atlantic Marine (allg. Bootsarbeiten, Zubehör, Yanmar Motorservice, Zubehör, Verleih von Bootsstützen) Alec (ein Engländer, der Niroarbeiten ausführt und auch Bootsstützen, Container verleiht). Erwähnenswert ist auch ein kleines Café/Bar namens Lena. Für eine Verschnaufpause nach der Arbeit am Boot gerade der richtige Ort.
Der Platz ist streng unterteilt in Plätze für GFKboote, Fischer und eine kleine Ecke ist für Stahlschiffe vorgesehen (nicht, dass diese „Rostschüssen“ die anderen Schiffe kontaminieren). Albeerto ist bei Docapesca angestellt und ist fürs Kranen zuständig. Er ist von der alten Schule. Computer, Smartphone, Terminkalender scheint er zu meiden, er hat alles im Kopf.
Seit einem Monat versucht Dody uns in das für uns nicht vorhandene Terminsystem in der Werft einzuführen, aber der Nebel lichtet sich bei uns nur langsam. Es ist für uns aber wirklich schwierig, das System hier zu verstehen, denn eigentlich gibt es keine Termine. Wenn ein Schiff ins Wasser geht, kommt das nächste an Land. Alberto weiß, dass wir auf einen Sliptermin warten, wie er uns allerdings kontaktieren will ist uns fraglich. Wir sollen halt öfter auf der Werft vorbeischauen. Mittlerweile wissen wir, wo wir hin sollen und wenn das Motorboot endlich ins Wasser kommt, können wir einen Tag und Uhrzeit mit Alberto ausmachen.
Eigentlich sind es sogar zwei Motorboote, die demnächst zurück ins Wasser wollen. Eines soll halt diese Woche ins Wasser kommen (Das Motorboot wartet allerdings auf seine Schiffsschraube. Die ist beim Kalibrieren und die Firma hofft, dass sie es bis nächste Woche hinbekommt. Das wird eng werden, denn spätestens Freitag müssen wir an Land, denn danach hat Alberto 2 Wochen Urlaub…..), das andere wartet noch auf eine Abnahme.
Und das ist hier zurzeit eben ein größeres Problem. Alle Schiffe unter portugiesischer Flagge benötigen alle zwei Jahre eine Abnahme, so eine Art TÜV für Schiffe. Egal ob es sich um Fischer, Segelschiff oder Motorboot handelt. Dies wird durch die Capitaneria durchgeführt. Nur – der Chef der Capitaneria war an Covid erkrankt – seine Mitarbeiter wurden alle in Quarantäne geschickt. Und jetzt muss alles aufgearbeitet werden. Kein leichtes Unterfangen, denn sie sind nicht nur für Nazaré zuständig.
Jetzt wird uns auch langsam klar, warum wir hier so viele Schiffe unter belgischer, bzw. polnischer Flagge sehen.
Wir wollen die Bootsarbeiten ja selber ausführen, also nicht Atlantic Marine dafür anheuern. Insofern müssen wir uns auch selbst um Bootsständer, Dampfstrahler, Bootsgerüst bemühen. Das ist zum Glück recht einfach, denn wir können alles vor Ort mieten. Das hört sich jetzt teuer an, ist es aber eigentlich nicht. Für die Bootsstützen zahlen wir pro Tag um die 2,00 Euro. Bei Alec haben wir nach Gerüst und einem kleinen Container gefragt. Wir wissen sonst nicht wohin mit all dem Kram, den wir an Deck gestapelt haben. Das muss weg, wenn wir das Deck streichen. Für den Container verlangt Alec 120 Euro im Monat.
Die Preise der Werft sind auch sehr moderat. Travellift 82,57 Euro x 2, Standgebühr 92,43 pro Monat. Hinzu kommt noch die Steuer von 23 %. Für diese Preise nehmen wir dann auch gerne (grummel 😁) eine kleine Wartezeit in Kauf.. .