Werftdaueraufenthalt
Noch einen guten Monat, dann haben wir Jahrestag. Werftjahrestag! Noch nie standen wir so lange mit dem Schiff an Land und haben in der Zeit darauf gewohnt.
Aber: ein Ende ist jetzt abzusehen. Denke ich, glauben wir. Wirklich!
Nach wie vor ist es schwierig, Arbeiten schnell auszuführen, besonders wenn kein Druck dahinter steht. Wir wollen ja vorerst nirgendwo hin. Außer natürlich zurück ins Wasser. Insofern haben wir bzw. Wolfgang leicht getrödelt. Warum morgens um 9°° anfangen, wenn die Arbeit um 12°° auch noch erledigt werden kann. Ich gebe es zu, bei dieser Einstellung kann es auch nichts werden.
Dennoch haben wir in den letzten Wochen gut was geschafft. Und es wird jetzt leider etwas technisch. Ich versuche aber, mich so einfach wie möglich auszudrücken.
Projekt 1) PSS Stopfbuchse für die Welle. (Das Ding sitzt auf der Welle (am Ende der Welle sitzt der Propeller) und verhindert das Eindringen von Wasser.
Ich weiß gar nicht mehr genau, warum Wolfgang die Schraube, also den Propeller, von der Welle abgezogen hat. Auf jeden Fall kam dann eben das Projekt 1 zum Vorschein. Als Wolfgang die Welle in Augenschein nimmt, sieht er in der Höhe der PSS Stopfbuchse tiefe Rillen in der Welle. Das ist gar nicht gut. Überhaupt nicht gut. Das hätte über kurz oder lang ins Augen gehen können. Tiefe Rillen heißen: da könnte Wasser eindringen. Und Wasser wollen wir definitiv nicht im Schiff haben.
Wolfgang forscht, da er sich nicht erklären kann, woher diese kommen und wird im W.W.W. fündig. Auch ein anderer Segler hatte schon dieses Problem mit den Rillen in der Welle. Und er hat eine Lösung dafür gefunden: (www.zephir-yacht.com/pss-wellendichtung#comments)
Kurz gesagt, schuld ist Elektrolyse. Und der Verursacher die PSS Stopfbuchse. Ein Teil der Stopfbuchse (Schleifring) besteht aus A4 Niro. Aus dem gleichen hochwertigen Material ist die Welle. Aber! Dieser Schleifring wird durch A2 Niroschrauben auf der Welle festgeklemmt. A2 mit A4 reicht, um Elektrolyse zu verursachen. Fazit: Totalschaden. PSS und Welle müssen ersetzt werden. Ein teurer Spaß, wegen 4 minderwertigen Schrauben!
Folgende Änderung hat Wolfgang jetzt nach obiger Anleitung gemacht: Die A2 Schrauben flogen raus. Um jetzt den Schleifring an der Welle zu halten, wurden aus POM Kunststoff zwei Schalen gedreht. Letztendlich sieht es fast so aus wie zwei Schellen mit je einer Flansch. Hier befinden sich jetzt die Niroschrauben und quetschen die beiden Schalen auf der Welle zusammen, so dass der Schleifring der PSS Stopfbuchse nicht verrutschen kann. Alles klar?
Projekt 2) Malarbeiten
Frust lass nach. Es ist nun wirklich nicht das erste Mal, dass wir das Schiff streichen. Keine Ahnung wieviel hundert? Liter wir schon in den letzten 30 Jahren verarbeitet haben. Immer ohne Probleme. Nur diesmal ist der Wurm drin. Wir benutzen schon seit Jahren die Marke Jotun als Antifouling. Kein Problem damit. Alles bestens. Insofern dachten wir uns, dass wir auch für die restlichen Arbeiten, also die Streicharbeiten über Deck, auf Jotun wechseln. Von Tinta & Mar, einer Firma, die auch die Fischer hier mit Farbe versorgt, bekommen wir Jotun Highgloss. Wohlgemerkt, das war schon im August letzten Jahres!
Wolfgang probiert die Farbe als erstes im Cockpit aus. Es ist eine einzige Katastrophe. Immer wieder schleift er den Anstrich an, um wieder einen Versuch zu wagen. Einen optimalen Anstrich bekommt er nicht zustande. Man sieht entweder die Pinselstriche, mit der Rolle wird es leicht griselig und selbst mit dem Verschlichter sieht es nicht gut aus. Der Grund: die Farbe trocknet zu schnell und verläuft somit nicht gut genug. Selbst mit Verdünnung ist das Ergebnis mies. Es ist das erste Mal, dass ich Wolfgang richtig fluchen höre. Er würde die Farbe am Liebsten in die Tonne geben. Ich meine, letztes Jahr im Herbst war es ja schon etwas kühler, wir dachten nur mit Schrecken an die wärmeren Temperaturen im Frühling.
Wir verdrängten das ganze Thema erst einmal, andere Projekte werden vorgezogen. Dann, vor ein paar Wochen, konnten wir es nicht mehr vor uns herschieben. Ich habe versuchsweise die Fa. Tinta & Mar angeschrieben, unser Problem geschildert und um einen Besuch von Ricardo (der Chef, der hier auch öfter Fischerboote lackiert) gebeten. Viel Hoffnung auf ein positives Ergebnis haben wir ehrlich gesagt nicht erwartet und waren umso überraschter, als er plötzlich vor der Tür stand. Er meinte, dass das Highgloss Product aus Acrylbasis besteht und somit schneller trocknet, wir sollten es mal mit Jotun Hardtop AX versuchen, das würden die Fischer hier auch nehmen. Er ließ uns einen Eimer zu probieren da. Na ja, das Ergebnis war zwar besser, aber immer noch nicht richtig zufriedenstellend. Aber wir stimmten dem Tausch zu. Nach so langer Zeit fanden wir das schon echt kulant.
Mit etwas mehr Optimismus machen wir uns daran, den Rumpf zu streichen – und kriegen wieder ne Krise. Fast das gleiche Problem. Die Farbe trocknet trotz Verdünnung zu schnell. Nach dem 2. Anstrich schleift Wolfgang noch einmal den ganzen Rumpf, dann kommt der 3. Anstrich. Mit dem Verschlichter arbeiten wir schon gar nicht mehr, das Ergebnis ist damit fast noch schlimmer. Aber zufrieden sind wir immer noch nicht. Wolfgang entschließt sich, alles noch einmal leicht anzuschleifen und dann werde ich nächste Woche noch ein letztes Mal streichen. Diesmal mit einer anderen Rolle, vielleicht klappt das ja etwas besser. Ansonsten müssen wir mit dem Ergebnis eben leben.
Ob wir noch einmal Jotun nehmen würden? Ich weiß es wirklich nicht. Ein Freund hat mit International den ähnlichen Ärger gehabt. Vielleicht ist die Farbe eher zum Spritzen gedacht als für Rolle und Pinsel.
Projekt 3) fleißige Nestbauer
Nur durch Zufall sieht Wolfgang, als er dabei ist, den Rumpf zu schleifen, eine Biene in ein Entlüftungsloch fliegen. Wohlgemerkt, das Entlüftungsloch befindet sich in unserem Bootsrumpf. Hat die Biene sich verflogen? Später sieht Wolfgang noch einmal die Biene in das besagte Löchlein entschwinden. Oh, oh, das geht gar nicht.
Das Entlüftungsloch dient, wie das Wort schon sagt, der Entlüftung. Und zwar die des Motors. Ein kleiner Schlauch führt zum Abrissventil. Das ganze sorgt dafür, dass der Motor bei Stillstand nicht mit Wasser vollläuft.
Da wir wissen, dass eine Biene oder auch zwei nicht ohne Grund in ein kleines Loch fliegen, ahnen wir böses. Wir mögen Honig, ohne Zweifel, aber bitte keine Waben in unserem Entlüftungsschlauch!
Wolfgang versucht als erstes die einfache Methode: Durchpusten. Pustekuchen. Da geht gar nichts. Also nächster Schritt, Backskiste ausräumen, Schlauch abbauen. Warum sind diese Teile auch immer in der hintersten Ecke versteckt? Mit Pusten, mit und mit Wasser weicht sich das Nest langsam auf. Aus dem Schlauch fallen endlich lauter kleine, gelbe, Stückchen heraus. Mir tut es ja um die Biene leid, aber sorry, sie muss sich einfach einen anderen Unterschlupf suchen. Vorsichtshalber verkleben wir das Loch, nicht dass es sich noch um eine penetrante Biene handelt…….
Projekt 4) nicht alles ist Silber was glänzt
…wenn es in diesem Fall auch gefühlsmäßig so teuer wie Silber ist. Wolfgang kleidet unseren Ankerkasten aus. Dicke Gummimatten hatten wir ja schon seit 3 Jahren dafür verwendet. Hat sich übrigens bestens bewährt. Jetzt werden aber auch noch die Spanten mit aufgeschnittenem Schlauch verkleidet. Es wir so richtig hübsch gemacht für den neuen Mieter. Unsere alte Ankerkette liegt schon vor unserem Schiff. Es ist ein einziger Rosthaufen. 6 Jahre alt und nur noch Schrott. Und das Rosten fing schon vor ca. 3 Jahren an.
Wir überlegen hin und her. Woher eine neue Kette bekommen? Lieferant, Hersteller, Qualität, Preis. So eine verzinkte Kette ist auch nicht gerade günstig, wenn man im Durchschnitt alle 4 Jahre eine neue braucht. Schon seit längerem liebäugeln wir mit einer Nirokette. Sie hat schon einiges an Vorteile zu bieten. Geringeres Gewicht, leichter zu stauen, leichter sauber zu halten. Und – sie rostet nicht! Nachteil: Tja, als erstes der Preis. Da kommen uns die Tränen. Früher berichteten auch einige Segler über Korrosion, bzw. Lochfraß durch warmes Salzwasser. Aber mittlerweile bietet der Hersteller auch eine „Mercedes Kette“ an – besonders geeignet bei Temperaturen um 27 °. Wir wissen zwar nicht, ob wir je wieder in wärmere Gefilden kommen werden, aber sicher ist sicher. Augen zu und durch – wir ordern 90 Meter. 3 Wochen später ist sie da! Der Einzug in den frisch renovierten Ankerkasten verläuft reibungslos.