Gefühlschaos – Ist die Luft raus?
Als erster Satz kommt unser Mantra, welches wir seit nunmehr einem Jahr immer wieder sagen: uns geht es gut.
Und das stimmt auch wirklich. Es gibt Segler, mit denen möchte ich jetzt nicht unbedingt tauschen. Schaut mal rein bei (in alphabetischer Reihenfolge): www.atanga.de; www.logbuch.kurshalter.com; www.samai.de; www.sy-gegenwind.de;
Einige hat es härter getroffen, als andere und es gibt noch diverse weitere Blogseiten, die ich hätte aufzählen können.
Aber zurück zur Tanamera, zu uns und Portugal. Wir stehen immer noch hoch und trocken in der Werft. Langsam kehrt auch hier der Frühling ein. Die Temperaturen steigen, die Felder sind voller Blumen.
Auf der Werft herrscht mehr Betrieb. Die Fischer gehen nach und nach mit ihren Booten raus, schleifen, Unterwasserschiff streichen und wieder zurück ins Wasser. Wir sollten uns ein Beispiel nehmen an dem Tempo.
Aber wie geht es jetzt bei uns weiter?
Bei Wolfgang ist alles klar:
Punkt 1) Schiff fertig machen Punkt 2) Schiff ins Wasser und Punkt 3) SEGELN.
Wolfgang ist unkompliziert, gradlinig und er weiß was er will. Er ist ein Mann.
Ich jedoch bin eher kompliziert, weiß eben nicht so recht was ich will, bei mir herrscht im Augenblick das wahre Gefühlschaos. Ich bin halt eine Frau.
Bei zweien der Punkte stimme ich voll und ganz zu.
Aber Punkt 3? Oh, oh! Segeln? Will ich das wirklich noch? (Langstrecken hab ich noch nie gemocht) Aber was sonst? Zurück nach DE? Nein, das will ich auch nicht, schon gar nicht in der Winterzeit. Und zwei Haushalte, also ein halbes Jahr DE und ein halbes Jahr Südeuropa, das können wir uns wohl nicht leisten.
Ich bin hin- und hergerissen. Pläne können wir zurzeit sowieso nicht schmieden. Aber da ich eher ein Plantyp bin, fällt mir diese Situation doppelt schwer. Mindestens noch bis Ende des nächsten Jahres sehe ich uns nirgendwo hinsegeln. Na ja, vielleicht zu den Azoren/Kanaren. Aber auch da müssen wir abwarten, wie sich alles entwickelt.
Im Augenblick bin ich ausgebremst. Segel- und Coronadepressiv im wahrsten Sinne des Wortes.
Wolfgang schlug schon vor, hier eine Wohnung für zwei Monate zu mieten. Aber so sehr ich auf der einen Seite vom Schiff „flüchten“ möchte – es ist immer noch unser zu Hause. Nein, eine Wohnung hier für eine kurze Zeit mieten, macht für mich irgendwie auch keinen Sinn. Außerdem kommt da ein gewisser Geiz bei mir durch. Das Geld möchte ich später lieber für was Sinnvolleres ausgeben. Einen ausgiebigen Wanderurlaub, eine neue Kamera zum Beispiel und Essen gehen, Wünsche sind wahrlich genug vorhanden.
Andererseits, wenn ich dann wiederum die Bilder auf den Webseiten unserer Freunde sehe, Palmen, schöne Strände, malerische Buchten. Oh, Mann, dann entwickle ich schon ein gewisses Fernweh. Also, bei mir ist wohl doch noch nicht komplett Hopfen und Malz verloren, es besteht Hoffnung.