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Kategorie: Werft

Im Farbrausch

Im Farbrausch

Der Rumpf ist geschafft, also die weiße Farbe ist drauf, endlich. Zufrieden waren wir erst nach dem 5. Mal. Jetzt geht´s ans Unterwasserschiff
Welche Farbe soll es denn nun sein, ein edles Grau….
Das sexy Rote….(gut aufgepasst, Archivbild aus Schleswig, im Farbrausch haben wir das Fotografieren doch glatt vergessen
…oder das Schwarze?
halb-halb wäre doch auch ne Idee
Es wurde dann doch das kurze, Schwarze… und mit neuem Schriftzug sieht es endlich wieder wie ein Schiff aus
Die Abnahme folgte auch sogleich, der Blick ist etwas skeptisch, oder bilde ich mir das ein?
Werftdaueraufenthalt

Werftdaueraufenthalt

Noch einen guten Monat, dann haben wir Jahrestag. Werftjahrestag! Noch nie standen wir so lange mit dem Schiff an Land und haben in der Zeit darauf gewohnt.

Aber: ein Ende ist jetzt abzusehen. Denke ich, glauben wir. Wirklich!

Nach wie vor ist es schwierig, Arbeiten schnell auszuführen, besonders wenn kein Druck dahinter steht. Wir wollen ja vorerst nirgendwo hin. Außer natürlich zurück ins Wasser. Insofern haben wir bzw. Wolfgang leicht getrödelt. Warum morgens um 9°° anfangen, wenn die Arbeit um 12°° auch noch erledigt werden kann. Ich gebe es zu, bei dieser Einstellung kann es auch nichts werden.

Dennoch haben wir in den letzten Wochen gut was geschafft. Und es wird jetzt leider etwas technisch. Ich versuche aber, mich so einfach wie möglich auszudrücken.

Projekt 1) PSS Stopfbuchse für die Welle. (Das Ding sitzt auf der Welle (am Ende der Welle sitzt der Propeller) und verhindert das Eindringen von Wasser.

Ich weiß gar nicht mehr genau, warum Wolfgang die Schraube, also den Propeller, von der Welle abgezogen hat. Auf jeden Fall kam dann eben das Projekt 1 zum Vorschein.  Als Wolfgang die Welle in Augenschein nimmt, sieht er in der Höhe der PSS Stopfbuchse tiefe Rillen in der Welle. Das ist gar nicht gut. Überhaupt nicht gut. Das hätte über kurz oder lang ins Augen gehen können. Tiefe Rillen heißen: da könnte Wasser eindringen. Und Wasser wollen wir definitiv nicht im Schiff haben.

Schleifring

Wolfgang forscht, da er sich nicht erklären kann, woher diese kommen und wird im W.W.W. fündig. Auch ein anderer Segler hatte schon dieses Problem mit den Rillen in der Welle. Und er hat eine Lösung dafür gefunden: (www.zephir-yacht.com/pss-wellendichtung#comments)

Kurz gesagt, schuld ist Elektrolyse. Und der Verursacher die PSS Stopfbuchse. Ein Teil der Stopfbuchse (Schleifring)  besteht aus A4 Niro. Aus dem gleichen hochwertigen Material ist die Welle. Aber! Dieser Schleifring wird durch A2 Niroschrauben auf der Welle festgeklemmt. A2 mit A4 reicht, um Elektrolyse zu verursachen.  Fazit: Totalschaden. PSS und Welle müssen ersetzt werden. Ein teurer Spaß, wegen 4 minderwertigen Schrauben!

Folgende Änderung hat Wolfgang jetzt nach obiger Anleitung gemacht: Die A2 Schrauben flogen raus. Um jetzt den Schleifring an der Welle zu halten, wurden aus POM Kunststoff zwei Schalen gedreht. Letztendlich sieht es fast so aus wie zwei Schellen mit je einer Flansch. Hier befinden sich jetzt die Niroschrauben und quetschen die beiden Schalen auf der Welle zusammen, so dass der Schleifring der PSS Stopfbuchse nicht verrutschen kann. Alles klar?

PSS Stopfbuche modifiziert eingebaut. Das schwarze im Vordergrund ist das neu gedrehte POM Teil
Projekt 2) Malarbeiten

Frust lass nach. Es ist nun wirklich nicht das erste Mal, dass wir das Schiff streichen. Keine Ahnung wieviel hundert? Liter wir schon in den letzten 30 Jahren verarbeitet haben. Immer ohne Probleme. Nur diesmal ist der Wurm drin. Wir benutzen schon seit Jahren die Marke Jotun als Antifouling. Kein Problem damit. Alles bestens. Insofern dachten wir uns, dass wir auch für die restlichen Arbeiten, also die Streicharbeiten über Deck, auf  Jotun wechseln. Von Tinta & Mar, einer Firma, die auch die Fischer hier mit Farbe versorgt, bekommen wir Jotun Highgloss. Wohlgemerkt, das war schon im August letzten Jahres!

Wolfgang probiert die Farbe als erstes im Cockpit aus. Es ist eine einzige Katastrophe. Immer wieder schleift er den Anstrich an,  um wieder einen Versuch zu wagen. Einen optimalen Anstrich bekommt er nicht zustande. Man sieht entweder die Pinselstriche, mit der Rolle wird es leicht griselig und selbst mit dem Verschlichter sieht es nicht gut aus. Der Grund: die Farbe trocknet zu schnell und verläuft somit nicht gut genug. Selbst mit Verdünnung ist das Ergebnis mies. Es ist das erste Mal, dass ich Wolfgang richtig fluchen höre. Er würde die Farbe am Liebsten in die Tonne geben. Ich meine, letztes Jahr im Herbst war es ja schon etwas kühler, wir dachten nur mit Schrecken an die wärmeren Temperaturen im Frühling.

Wir verdrängten das ganze Thema erst einmal, andere Projekte werden vorgezogen. Dann, vor ein paar Wochen, konnten wir es nicht mehr vor uns herschieben. Ich habe versuchsweise die Fa. Tinta & Mar angeschrieben, unser Problem geschildert und um einen Besuch von Ricardo (der Chef, der hier auch öfter Fischerboote lackiert) gebeten. Viel Hoffnung auf ein positives Ergebnis haben wir  ehrlich gesagt nicht erwartet und waren umso überraschter, als er plötzlich vor der Tür stand. Er meinte, dass das Highgloss Product aus Acrylbasis besteht und somit schneller trocknet, wir sollten es mal  mit Jotun Hardtop AX versuchen, das würden die Fischer hier auch nehmen. Er ließ uns einen Eimer zu probieren da. Na  ja, das Ergebnis war zwar besser, aber immer noch nicht richtig zufriedenstellend. Aber wir stimmten dem Tausch zu. Nach so langer Zeit fanden wir das schon echt kulant.

Mit etwas mehr Optimismus machen wir uns daran, den Rumpf zu streichen – und kriegen wieder ne Krise. Fast das gleiche Problem. Die Farbe trocknet trotz Verdünnung zu schnell. Nach dem 2. Anstrich schleift Wolfgang noch einmal den ganzen Rumpf, dann kommt der 3. Anstrich. Mit dem Verschlichter arbeiten wir schon gar nicht mehr, das Ergebnis ist damit fast noch schlimmer. Aber zufrieden sind wir immer noch nicht. Wolfgang entschließt sich, alles noch einmal leicht anzuschleifen und dann werde ich nächste Woche noch ein letztes Mal streichen. Diesmal mit einer anderen Rolle, vielleicht klappt das ja etwas besser. Ansonsten müssen wir mit dem Ergebnis eben leben.

Ob wir noch einmal Jotun nehmen würden? Ich weiß es wirklich nicht. Ein Freund hat mit International den ähnlichen Ärger gehabt. Vielleicht ist die Farbe eher zum Spritzen gedacht als für Rolle und Pinsel.

aus der Ferne sieht der Anstrich nicht soo schlecht aus
Projekt 3) fleißige Nestbauer

Nur durch Zufall sieht Wolfgang, als er dabei ist, den Rumpf zu schleifen, eine Biene in ein Entlüftungsloch fliegen. Wohlgemerkt, das Entlüftungsloch befindet sich in unserem Bootsrumpf. Hat die Biene sich verflogen? Später sieht Wolfgang noch einmal die Biene in das besagte Löchlein entschwinden. Oh, oh, das geht gar nicht.

Das Entlüftungsloch dient, wie das Wort schon sagt, der Entlüftung. Und zwar die des Motors. Ein kleiner Schlauch führt zum Abrissventil. Das ganze sorgt dafür, dass der Motor bei Stillstand nicht mit Wasser vollläuft.

Da wir wissen, dass eine Biene oder auch zwei nicht ohne Grund in ein kleines Loch fliegen, ahnen wir böses. Wir mögen Honig, ohne Zweifel, aber bitte keine Waben in unserem Entlüftungsschlauch!

Wolfgang versucht als erstes die einfache Methode: Durchpusten. Pustekuchen. Da geht gar nichts. Also nächster Schritt, Backskiste ausräumen, Schlauch abbauen. Warum sind diese Teile auch immer in der hintersten Ecke versteckt? Mit Pusten, mit und mit Wasser weicht sich das Nest langsam auf. Aus dem Schlauch fallen endlich lauter kleine, gelbe, Stückchen heraus. Mir tut es ja um die Biene leid, aber sorry, sie muss sich einfach einen anderen Unterschlupf suchen. Vorsichtshalber verkleben wir das Loch, nicht dass es sich noch um eine penetrante Biene handelt…….

Projekt 4) nicht alles ist Silber was glänzt

…wenn es in diesem Fall auch gefühlsmäßig so teuer wie Silber ist.  Wolfgang kleidet unseren Ankerkasten aus. Dicke Gummimatten hatten wir ja schon seit 3 Jahren dafür verwendet. Hat sich übrigens bestens bewährt. Jetzt werden aber auch noch die Spanten mit aufgeschnittenem Schlauch verkleidet. Es wir so richtig hübsch gemacht für den neuen Mieter. Unsere alte Ankerkette liegt schon vor unserem Schiff. Es ist ein einziger Rosthaufen. 6 Jahre alt und nur noch Schrott. Und das Rosten fing schon vor ca. 3 Jahren an.

Ankerkasten
alter Mieter

Wir überlegen hin und her. Woher eine neue Kette bekommen? Lieferant, Hersteller, Qualität, Preis. So eine verzinkte Kette ist auch nicht gerade günstig, wenn man im Durchschnitt alle 4 Jahre eine neue braucht. Schon seit längerem liebäugeln wir mit einer Nirokette.  Sie hat schon einiges an Vorteile zu bieten. Geringeres Gewicht, leichter zu stauen, leichter sauber zu halten. Und – sie rostet nicht! Nachteil: Tja, als erstes der Preis. Da kommen uns die Tränen. Früher berichteten auch einige Segler über Korrosion, bzw. Lochfraß durch warmes Salzwasser. Aber mittlerweile bietet der Hersteller auch eine „Mercedes Kette“ an – besonders geeignet bei Temperaturen um 27 °.  Wir wissen zwar nicht, ob wir je wieder in wärmere Gefilden kommen werden, aber sicher ist sicher. Augen zu und durch – wir ordern 90 Meter. 3 Wochen später ist sie da! Der Einzug in den frisch renovierten Ankerkasten verläuft reibungslos.

unser neuer Mieter
Werft, Bootsgestelle, portugiesische Anker

Werft, Bootsgestelle, portugiesische Anker

Tja, wir sind immer noch in der Werft und werden es wohl auch noch 2 bis 3 weitere Monate sein. Ist aber nicht so schlimm, wir haben es hier relativ gut. Und stehen sicher. Da kommen wir auch gleich zum Thema. Gestellversionen der Schiffe. Da sehen wir hier schon ein paar abenteuerliche Versionen.

die Mercedes Variante

Wir sind froh, dass wir die Mercedes Variante gewählt haben. Mit diesem Gestell von Atlantic Marine, fühlen wir uns sicher, auch wenn das Boot bei kräftigem Wind zittert und ich dabei jedes Mal zusammenzucke. Bisher haben wir zum Glück aber nur recht wenig Wind über 30 Knoten gehabt.

Die Bootsarbeiten kommen langsam, sehr langsam, voran. Schuld ist zum einen das Wetter, der komplette Oktober war ziemlich unbeständig gewesen. Dann kommt natürlich auch immer wieder etwas zu der sowieso schon langen To Do Liste hinzu. Bei uns war es diesmal „nur“ ein kleines Löchlein im Ankerkasten, das Alec (ein hier ansässiger Engländer. Er führt u.a. Niroarbeiten aus, vermietet kleine Container und Gestelle) zu schweißen sollte. Tja, beim Schweißen wurde das Loch immer größer, statt kleiner. Der Rost hat einfach zu sehr am Stahl genagt. Das Ende vom Lied: eine kleine Platte musste eingeschweißt werden, 20 x 20 cm. Und das alles geht hier nun mal nicht so von heute auf morgen.

ein Loch – zum Glück nur im Ankerkasten
das tut weh!
alles wird gut 😊

Na ja und die Lackierarbeiten, also die Hauptarbeiten, Rumpf und Deck wollen wir dann machen, wenn es im Frühjahr wieder wärmer wird.

Hinter uns liegt übrigens ein kleines Motorboot mit einem hier sehr verbreiteten Anker. Wenn man überhaupt von einem Anker reden kann. Wir haben diese Variante schon drüben in der Marina bei vielen kleinen Fischerbooten gesehen. Auch unser Nachbar gegenüber hatte so einen. Effektiv kann er bestimmt nicht sein. Vor einigen Wochen war er, also unser ehemalige Nachbar in der Marina, zum Fischen rausgefahren. Kurz hinter der Hafeneinfahrt hatte er wohl entweder Motorschaden, oder etwas in die Schraube bekommen. Das Ende ist traurig. Wir können nicht sagen, ob er versucht hat, den Anker zu schmeißen. Das Boot ist in die Brandung und an den Strand getrieben worden. Zum Glück ist aber keiner zu Schaden gekommen.

ein trauriges Ende
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr
Werftleben

Werftleben

Der Tag fing ruhig an. Morgens gehen wir in die Stadt, hinterher wird kurz  zu Mittag gegessen und  danach dösen wir halb auf der Couch ein. Nach so einem Mahl ist auch eine Mittagsstunde angesagt, oder?

Aber der Energiesparmodus wird jäh unterbrochen, als das Telefon klingelt. Dody ist dran: Alberto, der Kranführer meint, wir sollten doch bitte in 1,5 Std. am Kran sein. Heute! Morgen und Freitag würde viel anliegen und er würde uns lieber heute schon kranen. Da müssen wir uns sputen. Wolfgang geht zum Werftgelände zur Fa. Atlantic Marine und macht klar, dass wir die Bootsstützen und den Dampfstrahler heute noch benötigen, ich schicke Alec eine Nachricht wegen dem Mietcontainer und dem Baugerüst, gehe danach zum Marineoffice um zu zahlen.

Ein Wermutstropfen: wir kriegen keine Karte für die WC Anlagen im Südhafen. Sobald ein Schiff nicht mehr in der Marina liegt, darf man auch nicht mehr die WC´s benutzen. Keine Ausnahme. Es steht so in den Clubstatuten. Es wurde zu viel Schindluder getrieben und die Karte an andere weitergegeben. So müssen wir eben die nicht so schönen Anlagen in der Werft in Anspruch nehmen. Die Duschen dürfen wir aber für 1,50 Euro drüben in der Marina benutzen. Das ist wenigstens etwas.

Beim Kran erwarteten uns schon Dody und ihre Freunde Jörg und Steffi aus Hamburg von der SY BigFoot. Die beiden sind mit dem Auto unterwegs zu ihrem Schiff und haben hier einen Zwischenstopp eingelegt.

Dann geht alles ganz flott und ruck zuck stehen wir draußen.

Abends bekommen wir noch eine gründliche Bootsinspektion. Wunderten uns schon, was so an der Leiter rödelte. Bis plötzlich ein paar grüne Augen im Niedergang auftauchten. Es sind drei Katzen. Eine Mutter (Janis) mit Ihren 2 Jungen. Alles wird gründlich angeschaut, dann geht es wieder die Leiter runter, sie übernachten doch lieber drüben bei Dody.

Am nächsten Tag fangen wir  an und räumen die Sachen, die auf dem Schiff herumschwirren, um in den Container. Der ist zum Glück ganz schön groß, für die Langzeitnutzung zahlen wir 100 Euro per Monat. Aber es ist schon schön, einen abschließbaren Raum für die Segelsäcke, Farbe, Benzinkanister und und… zu haben.

Zwischendurch erzählt uns Dody, dass abends Grillen angesagt ist. Es wird eine große Runde, jeder hat eine Leckerei mitgebracht. Gerade richtig nach so einem anstrengenden Umzugstag.

Und wie immer gewöhnen wir uns schnell an das Werftleben. Es sind natürlich einige Negativpunkte, zusätzlich neben der Arbeit, die anliegt: Von und an Bord geht es nur über die Leiter, Schmutzwasser wird in der Schüssel gesammelt und dann per Eimer und Tau nach unten befördert. Die Einkäufe werden per Tampen hochgezogen und natürlich ist unsere Bordtoilette ist tabu.

Es ist hier zurzeit verhältnismäßig ruhig und auch nicht ganz so staubig wie vor zwei Jahren in Santa Cruz. Und bis jetzt ist es wettermäßig auch moderat in den Temperaturen. Nur ist es morgens erst noch recht feucht durch den Nebel, der sich hier herumtummelt. Meist verzieht er sich aber im Laufe des Vormittags und die Sonne kommt hervor.

Die To-Do Liste fürs Schiff ist recht lang. Die Hauptarbeit ist aber das Lackieren. Nicht nur das Unterwasserschiff ist fällig, nein auch der Rumpf incl. Deck. Der weiße Lack hat in der Karibik gelitten und ist stumpf und unansehnlich geworden. Der letzte Anstrich liegt ca. 6 Jahre zurück. Wir werden jetzt auch im Oberwasserbereich Jotun einsetzen. Mit der Marke als Antifouling sind wir schon hochzufrieden und jetzt hoffen wir, dass sich Jotun auch im oberen Bereich bewährt.

Wie lange wir jetzt hier draußen stehen werden, steht in den Sternen. Wir (Wolfgang) lassen es diesmal etwas ruhiger angehen und machen auch mal einen Tag blau.

Chillen mit Max