Werft, Bootsgestelle, portugiesische Anker
Tja, wir sind immer noch in der Werft und werden es wohl auch noch 2 bis 3 weitere Monate sein. Ist aber nicht so schlimm, wir haben es hier relativ gut. Und stehen sicher. Da kommen wir auch gleich zum Thema. Gestellversionen der Schiffe. Da sehen wir hier schon ein paar abenteuerliche Versionen.
Wir sind froh, dass wir die Mercedes Variante gewählt haben. Mit diesem Gestell von Atlantic Marine, fühlen wir uns sicher, auch wenn das Boot bei kräftigem Wind zittert und ich dabei jedes Mal zusammenzucke. Bisher haben wir zum Glück aber nur recht wenig Wind über 30 Knoten gehabt.
..und das steht wohl schon länger zum Glück nicht in unserer Nähe….
Die Bootsarbeiten kommen langsam, sehr langsam, voran. Schuld ist zum einen das Wetter, der komplette Oktober war ziemlich unbeständig gewesen. Dann kommt natürlich auch immer wieder etwas zu der sowieso schon langen To Do Liste hinzu. Bei uns war es diesmal „nur“ ein kleines Löchlein im Ankerkasten, das Alec (ein hier ansässiger Engländer. Er führt u.a. Niroarbeiten aus, vermietet kleine Container und Gestelle) zu schweißen sollte. Tja, beim Schweißen wurde das Loch immer größer, statt kleiner. Der Rost hat einfach zu sehr am Stahl genagt. Das Ende vom Lied: eine kleine Platte musste eingeschweißt werden, 20 x 20 cm. Und das alles geht hier nun mal nicht so von heute auf morgen.
Na ja und die Lackierarbeiten, also die Hauptarbeiten, Rumpf und Deck wollen wir dann machen, wenn es im Frühjahr wieder wärmer wird.
Hinter uns liegt übrigens ein kleines Motorboot mit einem hier sehr verbreiteten Anker. Wenn man überhaupt von einem Anker reden kann. Wir haben diese Variante schon drüben in der Marina bei vielen kleinen Fischerbooten gesehen. Auch unser Nachbar gegenüber hatte so einen. Effektiv kann er bestimmt nicht sein. Vor einigen Wochen war er, also unser ehemalige Nachbar in der Marina, zum Fischen rausgefahren. Kurz hinter der Hafeneinfahrt hatte er wohl entweder Motorschaden, oder etwas in die Schraube bekommen. Das Ende ist traurig. Wir können nicht sagen, ob er versucht hat, den Anker zu schmeißen. Das Boot ist in die Brandung und an den Strand getrieben worden. Zum Glück ist aber keiner zu Schaden gekommen.
Werftleben
Der Tag fing ruhig an. Morgens gehen wir in die Stadt, hinterher wird kurz zu Mittag gegessen und danach dösen wir halb auf der Couch ein. Nach so einem Mahl ist auch eine Mittagsstunde angesagt, oder?
Aber der Energiesparmodus wird jäh unterbrochen, als das Telefon klingelt. Dody ist dran: Alberto, der Kranführer meint, wir sollten doch bitte in 1,5 Std. am Kran sein. Heute! Morgen und Freitag würde viel anliegen und er würde uns lieber heute schon kranen. Da müssen wir uns sputen. Wolfgang geht zum Werftgelände zur Fa. Atlantic Marine und macht klar, dass wir die Bootsstützen und den Dampfstrahler heute noch benötigen, ich schicke Alec eine Nachricht wegen dem Mietcontainer und dem Baugerüst, gehe danach zum Marineoffice um zu zahlen.
Ein Wermutstropfen: wir kriegen keine Karte für die WC Anlagen im Südhafen. Sobald ein Schiff nicht mehr in der Marina liegt, darf man auch nicht mehr die WC´s benutzen. Keine Ausnahme. Es steht so in den Clubstatuten. Es wurde zu viel Schindluder getrieben und die Karte an andere weitergegeben. So müssen wir eben die nicht so schönen Anlagen in der Werft in Anspruch nehmen. Die Duschen dürfen wir aber für 1,50 Euro drüben in der Marina benutzen. Das ist wenigstens etwas.
Beim Kran erwarteten uns schon Dody und ihre Freunde Jörg und Steffi aus Hamburg von der SY BigFoot. Die beiden sind mit dem Auto unterwegs zu ihrem Schiff und haben hier einen Zwischenstopp eingelegt.
Dann geht alles ganz flott und ruck zuck stehen wir draußen.
Abends bekommen wir noch eine gründliche Bootsinspektion. Wunderten uns schon, was so an der Leiter rödelte. Bis plötzlich ein paar grüne Augen im Niedergang auftauchten. Es sind drei Katzen. Eine Mutter (Janis) mit Ihren 2 Jungen. Alles wird gründlich angeschaut, dann geht es wieder die Leiter runter, sie übernachten doch lieber drüben bei Dody.
Am nächsten Tag fangen wir an und räumen die Sachen, die auf dem Schiff herumschwirren, um in den Container. Der ist zum Glück ganz schön groß, für die Langzeitnutzung zahlen wir 100 Euro per Monat. Aber es ist schon schön, einen abschließbaren Raum für die Segelsäcke, Farbe, Benzinkanister und und… zu haben.
Zwischendurch erzählt uns Dody, dass abends Grillen angesagt ist. Es wird eine große Runde, jeder hat eine Leckerei mitgebracht. Gerade richtig nach so einem anstrengenden Umzugstag.
Und wie immer gewöhnen wir uns schnell an das Werftleben. Es sind natürlich einige Negativpunkte, zusätzlich neben der Arbeit, die anliegt: Von und an Bord geht es nur über die Leiter, Schmutzwasser wird in der Schüssel gesammelt und dann per Eimer und Tau nach unten befördert. Die Einkäufe werden per Tampen hochgezogen und natürlich ist unsere Bordtoilette ist tabu.
Es ist hier zurzeit verhältnismäßig ruhig und auch nicht ganz so staubig wie vor zwei Jahren in Santa Cruz. Und bis jetzt ist es wettermäßig auch moderat in den Temperaturen. Nur ist es morgens erst noch recht feucht durch den Nebel, der sich hier herumtummelt. Meist verzieht er sich aber im Laufe des Vormittags und die Sonne kommt hervor.
Die To-Do Liste fürs Schiff ist recht lang. Die Hauptarbeit ist aber das Lackieren. Nicht nur das Unterwasserschiff ist fällig, nein auch der Rumpf incl. Deck. Der weiße Lack hat in der Karibik gelitten und ist stumpf und unansehnlich geworden. Der letzte Anstrich liegt ca. 6 Jahre zurück. Wir werden jetzt auch im Oberwasserbereich Jotun einsetzen. Mit der Marke als Antifouling sind wir schon hochzufrieden und jetzt hoffen wir, dass sich Jotun auch im oberen Bereich bewährt.
Wie lange wir jetzt hier draußen stehen werden, steht in den Sternen. Wir (Wolfgang) lassen es diesmal etwas ruhiger angehen und machen auch mal einen Tag blau.
Schleifen Malen
Werfttermin! – Werfttermin?
Nazaré ist ein Fischereihafen. Auf der Südseite sind ein paar Stege für Segler, bzw. Motorboote und auf der Nordseite befindet sich die eigentliche Marina. Wobei das Wort Marina falsch ist, denn es handelt sich um den Club Naval da Nazaré, ein Segelverein, der ein paar Liegeplätze für Besucher zur Verfügung stellt (in der Hauptsaison 133 Euro die Woche, 436 Euro per Monat, in der Nebensaison 305 Euro per Monat für ein 10 Meter Schiff).
Auf der Südseite befindet sich eine Werft der Docapesca. Dort waren wir gleich nach unserer Ankunft und hatten uns den Betrieb angeschaut und auch mit Alberto wegen einem Slip Termin gesprochen. Ja, Anfang August sollte es kein Problem sein. Wir hätten auf das Wort sollte hören sollen.
Es ist eine sehr betriebsame Werft. Auf dem Gelände gibt es Boat Marine (Zubehör und Verkauf von Motorbooten) Atlantic Marine (allg. Bootsarbeiten, Zubehör, Yanmar Motorservice, Zubehör, Verleih von Bootsstützen) Alec (ein Engländer, der Niroarbeiten ausführt und auch Bootsstützen, Container verleiht). Erwähnenswert ist auch ein kleines Café/Bar namens Lena. Für eine Verschnaufpause nach der Arbeit am Boot gerade der richtige Ort.
Der Platz ist streng unterteilt in Plätze für GFKboote, Fischer und eine kleine Ecke ist für Stahlschiffe vorgesehen (nicht, dass diese „Rostschüssen“ die anderen Schiffe kontaminieren). Albeerto ist bei Docapesca angestellt und ist fürs Kranen zuständig. Er ist von der alten Schule. Computer, Smartphone, Terminkalender scheint er zu meiden, er hat alles im Kopf.
Seit einem Monat versucht Dody uns in das für uns nicht vorhandene Terminsystem in der Werft einzuführen, aber der Nebel lichtet sich bei uns nur langsam. Es ist für uns aber wirklich schwierig, das System hier zu verstehen, denn eigentlich gibt es keine Termine. Wenn ein Schiff ins Wasser geht, kommt das nächste an Land. Alberto weiß, dass wir auf einen Sliptermin warten, wie er uns allerdings kontaktieren will ist uns fraglich. Wir sollen halt öfter auf der Werft vorbeischauen. Mittlerweile wissen wir, wo wir hin sollen und wenn das Motorboot endlich ins Wasser kommt, können wir einen Tag und Uhrzeit mit Alberto ausmachen.
Eigentlich sind es sogar zwei Motorboote, die demnächst zurück ins Wasser wollen. Eines soll halt diese Woche ins Wasser kommen (Das Motorboot wartet allerdings auf seine Schiffsschraube. Die ist beim Kalibrieren und die Firma hofft, dass sie es bis nächste Woche hinbekommt. Das wird eng werden, denn spätestens Freitag müssen wir an Land, denn danach hat Alberto 2 Wochen Urlaub…..), das andere wartet noch auf eine Abnahme.
Und das ist hier zurzeit eben ein größeres Problem. Alle Schiffe unter portugiesischer Flagge benötigen alle zwei Jahre eine Abnahme, so eine Art TÜV für Schiffe. Egal ob es sich um Fischer, Segelschiff oder Motorboot handelt. Dies wird durch die Capitaneria durchgeführt. Nur – der Chef der Capitaneria war an Covid erkrankt – seine Mitarbeiter wurden alle in Quarantäne geschickt. Und jetzt muss alles aufgearbeitet werden. Kein leichtes Unterfangen, denn sie sind nicht nur für Nazaré zuständig.
Jetzt wird uns auch langsam klar, warum wir hier so viele Schiffe unter belgischer, bzw. polnischer Flagge sehen.
Wir wollen die Bootsarbeiten ja selber ausführen, also nicht Atlantic Marine dafür anheuern. Insofern müssen wir uns auch selbst um Bootsständer, Dampfstrahler, Bootsgerüst bemühen. Das ist zum Glück recht einfach, denn wir können alles vor Ort mieten. Das hört sich jetzt teuer an, ist es aber eigentlich nicht. Für die Bootsstützen zahlen wir pro Tag um die 2,00 Euro. Bei Alec haben wir nach Gerüst und einem kleinen Container gefragt. Wir wissen sonst nicht wohin mit all dem Kram, den wir an Deck gestapelt haben. Das muss weg, wenn wir das Deck streichen. Für den Container verlangt Alec 120 Euro im Monat.
Die Preise der Werft sind auch sehr moderat. Travellift 82,57 Euro x 2, Standgebühr 92,43 pro Monat. Hinzu kommt noch die Steuer von 23 %. Für diese Preise nehmen wir dann auch gerne (grummel 😁) eine kleine Wartezeit in Kauf.. .